Nach einem langen Arbeitsleben müssen die Menschen im Alter gut von ihrer gesetzlichen Rente leben können. Wer diesen Grundsatz aufweicht, die gesetzliche Rente beschneidet und die Arbeitnehmerinnen und -nehmer mit privater Vorsorge einer ungewissen Zukunft überlässt, der verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen und gefährdet den sozialen Frieden in unserem Land.
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Fakt ist:
Ein niedrigeres Rentenniveau bedeutet weniger Rente – trotz langer Arbeit.
Läge das Rentenniveau unter 42 Prozent, müssten alle Beschäftigten wesentlich länger arbeiten, um die gleiche Rente wie heute zu erreichen. Bei einem Lohn von 2.500 Euro wären das beispielsweise fast 42 statt rund 37 Jahre Arbeit – für eine Rente gerade über der Grundsicherung.
Ja, die Renten steigen (fast) jedes Jahr. Doch sie steigen im Schnitt langsamer als die Löhne. Rentnerinnen und Rentner werden also in geringerem Umfang am steigenden Wohlstand beteiligt.
Und jede Unterbrechung in der Erwerbsbiografie oder Zeiten mit Niedriglohn schmälern die gesetzliche Rente weiter. Dabei gehören zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Teilzeit, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen für viele Beschäftigte zur Lebensrealität.
Private Vorsorge kann die Lücke nicht schließen.
Seit der Rentenreform 2001 hat sich gezeigt: Die Lücken in der gesetzlichen Rente kann man durch private Vorsorge nicht ausgleichen – schon gar nicht in Zeiten niedriger Zinsen. Denn viele können sich die hohe Belastung durch private Vorsorge nicht leisten, da hilft auch die staatliche Förderung wenig. Die vom Staat, Banken und Versicherungen angepriesenen privaten Riester-Renten sind für die meisten zu teuer und am Ende kommt dabei zu wenig heraus.
Nicht einmal jeder fünfte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte kann den Mindesteigenbeitrag aufbringen, nur etwa jeder dritte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hat überhaupt eine „Riester-Rente“ und auf eine betriebliche Rente kann nur etwa die Hälfte zählen.
Im Klartext: Jede/r Beschäftigte, das heißt über 73 Millionen gesetzlich Rentenversicherte, ist vom Sinkflug des Rentenniveaus betroffen. Besonders spüren werden es Menschen mit niedrigem Lohn, die keinen Spielraum für private Vorsorge haben, und unsere jungen Generationen, für die das geltende Recht vorsieht, dass der Beitragssatz 2045 auf 23,6 Prozent steigt, während das Rentenniveau dramatisch sinkt.
Welche Maßnahmen die Politik ergreifen muss, um die gesetzliche Rentenversicherung für die Zukunft stark zu machen, erklären wir hier:
DGB-Stellungnahme zum "Rentenpaket I" - Entwurf eines Gesetzes über Leistungsverbesserungen und Stabilisierung in der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Leistungsverbesserungs- und Stabilisierungsgesetz): "Der Gesetzentwurf ist in seinen Grundzügen und in wesentlichen Teilen zu begrüßen. In einigen Details und insbesondere bei der Finanzierung muss jedoch nachgebessert werden."