Eckrentner, Zurechnungszeiten, Rentenniveau: Die Diskussion über die Rente wird auch durch die vielen verschiedenen Begriffe immer komplizierter. Damit jeder beim Thema Rente mitreden kann, erklären der DGB und seine Gewerkschaften alle wichtige Begriffe und Konzepte. Denn am Ende eines langen Arbeitslebens muss eine gute Rente stehen, von der man in Würde leben kann.
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Rentendiskussionen sind meist total einfach: "Ist doch klar, dass das nichts wird.“ Oder sie sind so kompliziert, dass viele den Faden verlieren. Eckrentner? Zurechnungszeiten? Rentenniveau? Rente nach Mindesteinkommen? Genügend verwirrt kommen viele dann oft wieder bei der einfachen Botschaft „wird doch nix“ heraus, auch weil „teuer, teuer, teuer".
Wer in die BILD-Zeitung schaut und ihr glaubt, nimmt die Überzeugung mit, die gesetzliche Rente ist am Ende, warum genau auch immer. Die Kronzeugen und die Argumente wechseln, letztere sind nicht immer stimmig. Jedenfalls sei die gesetzliche Rente nicht (mehr) finanzierbar, heißt es, sie reiche ohnehin nicht aus. Mit derlei Behauptungen wird der Boden bereitet für den nächsten Artikel, in dem die private Vorsorge hochgejubelt wird – angeblich mit entsprechendem Einsatz auch für Ältere noch machbar. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und die dicken Anzeigen der privaten Versicherungswirtschaft in dem Blatt mit den großen Buchstaben sucht. Und findet. Wahr ist das deshalb noch lange nicht. Studien haben gezeigt, dass gerade diejenigen, die am stärksten von Armut im Alter bedroht sind, sich die private Vorsorge nicht leisten können. Die gesetzliche Rente ist und bleibt für die meisten Menschen hierzulande die wichtigste Altersvorsorge – und oft die einzige.
DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach DGB/Simone M. Neumann
Annelie Buntenbach ist seit 2006 Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands. In ihre Zuständigkeit fallen unter anderem die Themen Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik und Seniorenpolitik – und damit auch das Thema Rente. Die Vita von Annelie Buntenbach lesen Sie hier.
Wir wollen mehr Licht ins Dickicht bringen, denn dass nicht ganz einfach zu verstehen ist, wie Rente im Einzelnen funktioniert, macht manipulierbar. Wer nicht hinter die Fichte geführt werden will, sollte ein paar Tricks kennen, wie Rente mit Kraut und Rüben verrührt werden kann zu einer undurchsichtigen Masse. So ist beispielsweise gut zu wissen, dass dann, wenn man den sogenannten Eckrentner neu definiert, eine statistische Größe, der heute 45 Versicherungsjahre zu Grunde liegen, plötzlich die Rente nicht mehr sinkt. Allerdings nicht real, sondern nur auf dem Papier. Und wer von den zig Milliarden liest, die die Rente im Jahr 2060 kosten wird, sollte sich klar machen, dass diese absoluten Eurobeträge, die so wuchtig daherkommen, überhaupt nichts bedeuten. Früher hat die Kugel Eis ja auch 20 Pfennig gekostet. Um so riesige Eurobeträge in 40 Jahren einordnen zu können, braucht es mindestens einen festen Bezugspunkt, und hier fehlt der Maßstab. Wieviel Prozent macht das beispielsweise vom Bruttoinlandsprodukt aus, heute, 2040, 2060? Was verändert sich, was sind die Annahmen, was wird gegengerechnet? Sonst ist die einzige Botschaft, die der Milliardenberg in 2060 blinkend sendet, das ihn kein Mensch bezahlen kann. Könnte sein, dass genau das gewollt ist…
Deswegen stellen wir hier Argumente zusammen, wollen die Debatte befeuern, erklären Begriffe und Konzepte. Die haben wir nämlich in den Gewerkschaften gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt und gemeinsam mit Sozial- und Wohlfahrtsverbänden diskutiert. So kompliziert ist Rente gar nicht, wenn man immer wieder auf den Kern zurückkommt: Am Ende eines langen Arbeitslebens muß eine gute Rente stehen, von der man in Würde leben kann. Das geht, und da werden auch die Jüngeren nicht überfordert, egal was ihnen die Versicherungslobby und ihre Helfershelfer mit Professorentitel weismachen wollen.
Dieser Text ist Auftakt unserer neuen Kolumne. Ab sofort finden Sie an dieser Stelle alle 14 Tage einen neuen Beitrag zur Rente - von Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Verbänden und Gewerkschaften.
Die Meinungen und Äußerungen der Autorinnen und Autoren dieser Kolumne entsprechen nicht zwangsläufig den Positionen des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
DGB-Stellungnahme zum "Rentenpaket I" - Entwurf eines Gesetzes über Leistungsverbesserungen und Stabilisierung in der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Leistungsverbesserungs- und Stabilisierungsgesetz): "Der Gesetzentwurf ist in seinen Grundzügen und in wesentlichen Teilen zu begrüßen. In einigen Details und insbesondere bei der Finanzierung muss jedoch nachgebessert werden."